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Die Idee

Den Tod wieder ins Leben integrieren – das ist die Idee hinter diesem Projekt.

Dieses Projekt vereint ganz persönliche Vorstellungen mit philosophischen, religiösen und künstlerischen Ansätzen. Diese digitale „Ausstellung“ präsentiert überwiegend eine Reihe von Interviews, garniert mit Photos der Künstlerin Andrea Homersen. Sie wird Teil einer Multimedia-Performance sein, die  2021 in Bochum Premiere haben wird.

Der Tod ist ein Teil des Lebens – dieser Meinung sind mittlerweile auch in unserer westlichen Kultur einige Menschen. Das Tabu, in das der Tod lange verbannt war, löst sich ganz langsam auf. Trotzdem ist er noch immer mit vielen Ängsten und Ungewissheiten behaftet und die vorherrschenden westlichen Religionen bieten leider nicht viele Antworten auf unsere Fragen.

Im fernen Osten heißt es: „Der Weg ist ein Kreis“ (Dokan - Japan). So ähnlich ist es auch bei den verschiedenen indigenen Stämmen Nordamerikas. Im prä-antiken Weltbild der Germanen und Kelten finden sich teilweise Parallelen zu den fernen indigenen Vorstellungen: der Jahreskreis wurde bewusst gefeiert anhand des landwirtschaftlichen Jahres und dem Sonnenstand, die Aussaat, das Wachsen und Blühen, die Ernte und das Vergehen. In unseren gemäßigten nord- und mitteleuropäischen Breiten nehmen wir die Jahreszeiten war: Ende Januar, Anfang Februar beobachten wir, wie die ersten Pflänzchen aus dem Boden kommen, im Frühling sehen wir die Bäume knospen, erste Blumen und hören die Vögel Hochzeit halten. Die Felder werden bestellt. Das neue Leben steht im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit. Im Mai sind die meisten Bäume grün und die Blütenpracht ist schier unendlich. Im Sommer genießen wir die ersten Früchte, hören und sehen wir die emsigen Insekten beim Bestäuben der Bäume und Pflanzen. Im August werden die Kornfelder abgeerntet und das erste Bier wird gebraut. Im Herbst ernten wir die Baum- und Feldfrüchte und kosten den ersten Wein. Im November dann, mit den ersten Nachtfrösten, ist das landwirtschaftliche Jahr zu Ende, die Bäume sind wieder kahl. Für die Menschen ist dies zumeist die Zeit, zu der sie sich mit dem Gegenteil von Leben konfrontiert sehen: die Natur ruht wie tot und wir nehmen nicht wahr, was unter der Erde alles passiert, wie Altes kompostiert und die Erde wieder fruchtbar wird und wie über den Winter unter der Erde die neuen Keime heranwachsen. Die Kelten feierten zu Samhain ein Ahnengedenken. Die Menschen erleben, wie sich gerade in diesen Winter-Monaten oft auch die Todesfälle häufen. In der dunkelsten Zeit des Jahres scheint der Tod zu regieren. Ungeliebte Themen spielen plötzlich eine Hauptrolle: Abschied, Trauer, die eigene Sterblichkeit. Viele Menschen besuchen ihre Verstorbenen auf den Friedhöfen und zünden ein Licht für sie an, um sie dann schnell wieder ins Dunkle zu verdrängen und sich mit den bunten Lichtern und Geschenken für Weihnachten zu beschäftigen. Die dunkelste Nacht des Jahres wird zum Lichterfest. Alle sehnen sich nach Helligkeit und Leben. Die Zeit der Ruhe und Stille, die oft mit einer „Innenschau“ verbunden ist, lässt viele Menschen unruhig werden und das Leben vermissen.

Wie erhalten diese Themen wieder einen Platz im Leben? Wie können wir ihnen den Schrecken nehmen, das Unliebsame, das Verbannen in die Tabuzone? Können wir uns vorstellen, diesen Themen Raum und Zeit im Licht zu geben, im Bewusstsein? Könnten wir Bräuche aus fernen Landen und Kulturen adaptieren wie z.B. die Ahnenaltäre aus Fernost, die ausgelassenen Feiern zum „Tag der Toten“ aus Mexiko? Oder können wir uns vorstellen, neue Bräuche und Riten zu entwickeln, um unsere Ahnen präsent sein zu lassen im Alltag? Dürfen Abschied und Trauer Raum, Zeit und (vor allem) Akzeptanz bekommen? Müssen wir vielleicht auch hier neue Rituale entwickeln, um den Schmerz des Loslassens zu spüren und die Angst vor dem großen Unbekannten namens Tod zu verarbeiten?

Ich biete hier keine (allgemeingültigen) Antworten. Ich stelle Fragen – 5 waren es zu Beginn des Projekts - viele Fragen sind es geworden. Ich möchte mit diesem Projekt zum Nachdenken anregen, zum Ideen entwickeln. Ich möchte Mut machen, sich mit den letzten Dingen auseinanderzusetzen. Ob ich Ihnen die Angst vor dem Tod nehmen kann, wage ich zu bezweifeln, und so vermessen möchte ich auch gar nicht sein. Seit Jahren beschäftigt und fasziniert mich dieses Thema. Viele geliebte Menschen habe ich diese Welt bereits verlassen sehen und alle trage ich in meinem Herzen. Sie haben weiter einen Platz in meinem Leben. Nun ist es für mich an der Zeit dieses Thema zu verarbeiten und ich tue es mit den Mitteln, die mir vertraut sind: Reden, Schreiben, Spielen, Tanzen, Singen, Fotografieren und Präsentieren. Kommen Sie mit: auf die Reise zu den letzten Dingen!

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